Fernreisen und Naturschutz

 

In Deutschland setzen sich viele Leute mit der Klimakrise auseinander und wollen ihr Verhalten in einigen Punkten ändern. Dazu gehört auch, keine Flugreisen mehr zu unternehmen. 

Ist das die Lösung, keine Fernreisen mehr zu machen?

Wir mit unserem Safariunternehmen, sind sehr vom Tourismus abhängig. So wie Millionen anderer Menschen auf der Welt auch, vom Unternehmer bis zum Reinigungspersonal in einem Hotel.

Aber, auch die  Natur und der Naturschutz ist auf den (sanften) Tourismus angewiesen.

Das sagt,  Martina Münchhausen vom WWF (World Wild Fund) in einem Artikel in der Zeitschrift „Brigitte“ (Heft 5/21).

Sie sagt: „In vielenRegionen, gerade in denen mit besonders fragiler und schützenswerter Biodiversität, wird die Natur geschützt, weil es Touristen gibt, die genau deswegen kommen. Der Tourismus bietet der Bevölkerung und Regierung den Anreiz, bestimmte Regionen unter Schutz zu stellen und nicht anderweitig wirtschaftlich zu nutzen.“

Sie sagt weiter: „Alternativen (zum Tourismus) kann man nicht einfach aus dem Hut zaubern, und es stellt sich die Frage, wie sie aussehen sollten: mehr landwirtschaftliche Nutzung? Mehr Viehzucht und Landgewinnung oder mehr Industrialisierung? Ein Tourismus, der nachhaltig gestaltet ist, ist da die bessere Lösung.“

Wir sind in Tansania nach Corona- und Tourismus-Krise. 

Man könnte meinen, dass sich die Natur durch die ausbleibenden Safaritouristen erholen könnte.

In den Nationalparks begegnete man 2020 keinem bis einem oder zwei anderen Safariautos. Die Ranger wurden im Jahr 2020 ab Mai nicht mehr bezahlt, da die Nationalparkbehörde keine Einnahmen hatte. Für die Rangerjeeps gab es kein Benzin, sie fuhren nicht mehr auf Streife. Die Wilddieberei hatte wieder massiv zugenommen.

Wir hatten in diesem Jahr zweimal die Gelegenheit im etwas abseits gelegenen Ruaha Nationalpark unterwegs zu sein. James kennt den Park gut aus vielen Berufsjahren und wollte ihn mir nun zeigen. Der Park ist berühmt für Kudus, eine sehr hübsche Antilopenart mit fein gezeichnetem Gesicht, großen Ohren und dünnen Querstreifen am Körper.

Gleich nach Einfahrt in den Park sahen wir im Dickicht versteckt eine Kudu-Mutter mit ihrem Kleinen. Leider schwer zu fotografieren. James lachte und sagte, „du wirst noch Hunderte von Kudus sehen.“ Es blieb das Einzige. Auch beim zweiten Besuch im Park wenige Monate später sahen wir nur ein Kudu-Männchen mit seinem wunderschönen Geweih. Das war alles. James staunte und zeigte mir im Laufe der Tage immer neue Areale und sagte, „das hier war voll mit Kudus!“ Wir durchstreiften tagelang den Park. Keine Kudus und die anderen Tiere waren auch rar und scheu.

Was war passiert? Wir suchten nach einer Erklärung und wir meinen, wir haben sie gefunden.

Der inzwischen verstorbene Präsident Magufuli hatte den Handel mit Wildtier-Fleisch erlaubt. So nehmen wir an, dass sich sowohl die Ranger als auch die wenigen verbliebenen, schlecht bezahlten Mitarbeiter in den leeren Touristencamps sich eine neue Einkommensquelle gesucht haben. Kudufleisch ist sehr schmackhaft und begehrt. Man kann es aber auch einfach als Rindfleisch ausgeben.

 Wie zur Bestätigung hörten wir auch eines Nachmittags einen Schuß.

Alle überlebenden Tiere sind wahrscheinlich in sehr schwer zugängliche Gegenden geflohen.

Auch die Wilderei hat in allen Parks wieder zugenommen. So ungestört von Touristenautos und Rangerjeeps haben sie lange nicht agieren können.

Noch einmal Martina von Münchhausen:

„Es wäre wunderbar, wenn eine Fernreise etwas wird, das man weniger häufig macht. Und wenn die Ferne ruft, man dafür länger vor Ort bleibt, Reiseveranstalter, Unterkünfte und Aktivitäten so plant, dass die Reise der Region und den Menschen zugute kommt und ein Beitrag zum Naturschutz geleistet wird.“

Und es wäre wunderbar, wenn die Leute wieder eine Safari genießen würden und mit ihren Kameras ein Foto-Shooting auf friedlich grasende Tierherden oder zufrieden schlafende Raubtiere machen würden.

 

Der Artikel stammt von dem Blog brigittajames.wordpress.com